@Christian: Also wo Stallman die Freie Software als Bruch mit der Warenform beschrieben hat, müsstest du mir mal zeigen. Sowas kann der doch gar nicht denken. “Software should not have Owners”, weil die der Nachbarschaftshilfe im Wege stehen ist doch das Maximum.
Und freie Software (mit kleinem “f”) gab es vor der proprietären Software. Die Freie Software (mit großem “F”) ist quasi aus dem Motiv der Verteidigung der akademischen Freiheit entstanden. Und Linus Torvalds hat dem erst danach eine neue Produktionsweise hinzugefügt, die da eigentlich interessante ist (wie du selbst ja nochmals betont hast).
Aber das ist alles nicht so der Punkt, wie das exakt historisch gelaufen ist. Für viel entscheidender halte ich den Blick darauf, ob (1.) der Kapitalismus die stofflichen Voraussetzungen geschaffen und (2.) aus seiner eigenen Logik heraus so etwas wie Freie Software generieren und inkorporieren kann.
Punkt 1. dürfte unstrittig sein (PCs als Produktionsmittel auf dem Schreibtisch, Internet zur globalen Vergesellschaftung etc.).
Punkt 2. ist der eigentlich interessante Punkt. IMHO ist Freie Software Teil des grundlegenden Entwertungsprozesses, der sich auf Grundlage der mikroelektronischen Produktivkraftentwicklung vollzieht. Diese Entwertung ist funktional, weil sie einzelnen Unternehmen einen Konkurrenzvorteil verschafft. Das gilt auf jeden Fall für solche Unternehmen, die Software einsetzen, aber auch für solche, die Software entwickeln und die die Potenzen des Inklusionsmodells nutzen wollen (eigene Software entwerten, dafür mehr Kunden gewinnen und am Service verdienen etc.). Alle propagierten Kommerzmodelle laufen auf die Kombination von Entwertung-hier plus Abkassieren-dort hinaus.
Zugespitzt formuliert: Konkurrenzvorteile sind nur noch durch partielle Entwertung zu haben. Aus meiner Sicht ist das Hochkommen Freier Software auch Ausdruck der globalen Verwertungskrise des Warengesellschaft. Das ändert nichts an der langfristig grundsätzlichen Unverträglichkeit Freier Software mit der Warengesellschaft — was wegen der fehlenden Wertgrundlage klar sein dürfte.